Die Münchner Surfer fordern: Mehr Wellen für München!!!
Presseerklärung der IGSM e.V.
Die Stadt München und ansässige Unternehmen werben mit den Flusssurfern. Die Flusssurfer selbst werden mit ungenügenden Fördermaßnahmen abgespeist. Damit ist nun Schluss. Wir haben den Eisbach den Augen der Öffentlichkeit entzogen, damit von seinem Werbewert niemand mehr profitiert.
Unsere Forderungen:
1. Bau neuer Flusswellen an Standorten im Stadtgebiet und der Umgebung
2. Beschickung der Welle an der Floßlände von Morgens bis Abends in der Saison 2020
50 Jahre Flusssurfen
Was zunächst am Eisbach mit dem „Brettlrutschen“ 1968 begann, wurde 1971 im Floßländkanal zum echten und freien Surfen auf einer stehenden Welle. In den 1980er Jahren wagten sich die ersten Surfer auf die Welle am Haus der Kunst und entdeckten die zahlreichen surfbaren Flusswellen in der offenen Isar. Von der Illegalität ihres Sports ließen sich die Surfer nicht abschrecken und schon bald gehörte der Eisbach zu den berühmtesten Wellen der Welt. Konstant funktionierende Wellen im Eisbach und an der Floßlände schufen eine lebendige Szene rund um den Sport mit regelmäßigen Wettkämpfen und internationalen Kontakten. Erste Sportgeschäfte und -unternehmen entstanden in München, die den Materialbedarf der Sportler deckten.
All das überdeckte die negativen Folgen der Isarrenaturierung ab den frühen 2000er Jahren: von zwölf surfbaren Wellen blieben nur zwei übrig, an der Brudermühlbrücke und an der Reichenbachbrücke. Die vom Freistaat Bayern und der Schlösser- und Seenverwaltung geplante Zerstörung der Welle am Haus der Kunst hätte den Sport aus München vertrieben, da fast sämtliche Daseinsgrundlage entzogen worden wäre. Nur dank dem Einsatz engagierter Surfer, die sich zur Interessengemeinschaft Surfen in München zusammenschlossen, konnte das Ende des Sports abgewendet und die Welle im Eisbach gerettet werden.
Auch die Welle an der Floßlände – immerhin der Geburtsort des Flusssurfens – ist seit 2008 massiv bedroht. Der Grund dafür war die Verabschiedung des Erneuerbare Energien Gesetz mit dem dadurch verbundenen Anreiz, so viel Strom aus Wasserkraft zu gewinnen wie möglich. Dabei wurden die sportlichen Interessen der Surfer übergangen und bis 2014 war die Welle an der Floßlände nur eingeschränkt und an wenigen Tagen im Jahr überhaupt surfbar. Erst 2015 konnte durch einen von der IGSM und Prof. Robert Meier-Staude entwickelten Einbau die dauerhafte Nutzbarkeit der Welle wieder hergestellt werden. Durch die Steigerung der Auslastung des Isarwerks 1 wurde die Wassermenge für den Floßländkanal jedoch auf das absolut mögliche Minimum gedrosselt und somit ist die Welle nur noch fünf Stunden am Tag und weit unter ihrem Potenzial nutzbar.
Surfen Heute
In den letzten zehn Jahren erfuhr das Surfen einen neuen Grad an Beliebtheit. In der Folge kamen auch in München immer mehr neue Flusssurfer hinzu. Dazu trug besonders auch die 2016 eröffnete und mit Pumpen betriebene Welle des Unternehmers Jochen Schweizer in einem Münchner Vorort bei. Kostenpflichtige und pumpenbetriebene Wellen sieht die IGSM e.V. aus sportlichen, sozialen und ökologischen Gründen höchst kritisch: Einerseits behindern sie die Aufnahme Aller – vom Kind bis zum Rentner, vom Arbeiter bis zum Professor – innerhalb der Sport- und Surfgemeinschaft, andererseits versuchen sie erfolglos das einzigartige Naturerlebnis des Surfens durch immensen Stromverbrauch und damit verbundene Umweltbelastung zu imitieren. Darüber hinaus beginnen an der künstlichen Welle in der Jochen Schweizer Arena zahlreiche Menschen mit dem Surfsport und überlasten im Anschluss die Münchner Wellen. Viele Surfanfänger sind auf die Begebenheiten an einem strömenden Fluss nicht vorbereitet und müssen von besonnenen und erfahrenen Flussurfern aus Sicherheitsgründen regelmäßig vom gefährlicheren Eisbach an die anfängerfreundliche Floßlände verwiesen werden. Vor allem an der Floßlände sind daher lange Schlangen von 40 Surfern oder mehr üblich, wobei es sich überwiegend um Neulinge der aktuellen Saison handelt. Sie zeigen aber auch, wie groß das Interesse der Münchner am Surfsport ist und dass der Bedarf für weitere, dauerhaft surfbare Wellen in den vergangenen drei Jahren immens gestiegen ist. Der immens gestiegene Nutzungsdruck durch immer mehr Surfer an den beiden „übriggebliebenen“ Wellen in München – der Floßlände und dem Eisbach – bedroht den Fortbestand des Sports aktuell aufs Neue.
Surfen Morgen
Surfen in München hat eine lange Tradition, ist naturverbunden und gesellschaftlich inklusiv. 2020 werden erstmals olympische Wettkämpfe im Wellenreiten ausgetragen. Durch Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation der Isar und in der Stromerzeugung – die wir generell befürworten – hat der Sport in unverhältnismäßig hohem Maße Ausübungsgrundlagen eingebüßt. Durch die Eröffnung der ersten pumpenbetriebenen Welle in Taufkirchen wurde diese Entwicklung allerdings ad absurdum geführt: Damit hunderte Kilowattstunden für eine künstliche Welle zur Verfügung stehen, wird der frei zugänglichen Floßlände das Wasser zugunsten des Isarwerks 1 abgedreht. Die Planungen für einen weiteren sog. „Wavepool“ im Hallbergmoos sind in vollem Gange. Auch hier soll gegen Eintrittsgeld auf einer mit elektrischer Energie erzeugten Welle gesurft werden können. Die ökologischen Folgen von Flächenversieglung, gigantischer Abwassermengen und Reinigung sind kaum absehbar, ganz zu schweigen vom Energiebedarf. Dass das Hallbergmoos von München aus mit dem umweltfreundlichen Fahrrad kaum erreichbar ist bildet die Spitze dieser Ressourcenverschwendung.
Die IGSM e.V. stellt sich strikt gegen diese, gegenüber Menschen, Gesellschaft und Natur ausbeuterische Entwicklung! Unser Sport darf nicht kommerzialisiert und zu Lasten der Natur gehen. Die freie Ausübbarkeit muss für Alle garantiert und gefördert werden.
Unsere Forderung
Kurzfristig: Für die Floßsaison 2020 fordern wir eine zusätzliche Bereitstellung von 21 Millionen Kubikmetern Wasser aus dem Isarwerkkanal für den Floßländkanal. Die Kosten dafür sind mit ca. 25.000 € überschaubar, der Nutzen wäre immens:
- Steigerung der durchschnittlichen Betriebsdauer auf 12 Stunden am Tag
- Jugendförderung durch ganztägigen Betrieb in den Schulferien und an Wochenenden
- Genug Wasser für ernsthaftes Training und sportliche Wettbewerbe für alle Altersklassen
Mittelfristig: Eine ganzjährig nutzbare und für Anfänger geeignete Welle im Stadtgebiet.
Der Vorstand der IGSM e.V.